Ohne Ansehen der Person
Vor dem Gesetz sind alle gleich, ob Mann, ob Frau, ob arm ob reich.
So wird es jedenfalls gelehrt, und jederzeit man dieses hört.
Geurteilt wird: Ohne Ansehen der Person.
Jedoch das ist nur glatter Hohn.
Vor jedem Gericht auf dieser Welt zählt nie die Person, nur das Geld.
Kommst du vor Gericht, und hast kein Geld, bist du der ärmste Hund auf dieser Welt.
Jedes Verbrechen darfst du begehen, nur eins nicht – arm vor dem Richter zu stehen.
Dann bist du verloren und verraten, gekocht, gegrillt, gesotten und gebraten.
Kurzum – bevor du das Ganze hast durchschaut, hat man dich schon in die Pfanne gehaut.
Kann niemand dir das Geringste beweisen, so legt man dich sofort in Eisen.
Ist das Gericht dir gegenüber des Beweises nicht mächtig, dann bist du sofort extrem verdächtig.
Wenn’s überzeugt ist von deiner Schuld, dann gibt’s nur eines – Ruhe und Geduld.
Denn es dauert bestimmt eine lange Zeit, bis du vom Verdacht hast dich befreit.
Was das Gericht dir auch zusagt, dir unterstellt, in diesem Falle hilft eines – viel Geld.
Hast du genug davon, bist also reich, dann bist du entlastet und das ziemlich gleich.
Hast du es nicht, dann mach dich bereit, zu sitzen – eine lange, wenn nicht, sehr lange Zeit.
Du meinst das kann es gar nicht geben, weil wir in einem Rechtsstaat leben?
Dann lieber Freund lass dich bekehren, und eines Anderen belehren.
Die Erfahrung hat mich aufgeklärt, es zählt nur was man selbst erfährt.
Alles andere ist Null und nichtig, stell endlich deine Meinung richtig.
Man darf nicht stehlen und nicht rauben, einst lehrte man dich das zu glauben.
Wer die Gesetze ignoriert, der wird dann eben inhaftiert.
Ist er dazu noch mittellos, ist seine Schuld dann doppelt groß.
Hat er Vermögen, Geld auf der Bank, dann ist er sicher sterbenskrank,
auch wenn er erst zwei Tage zuvor einen sportlichen Kampf knapp nach Punkten verlor.
Steht er vor Gericht, es stimmt nachdenklich, stellt sich heraus, er ist nicht nur kränklich, nein, sterbenskrank, fast klinisch tot, er laboriert an Krebs und Atemnot.
Dass er nicht bereits verblichen ist, dem ganzen Gerichtshof ein Rätsel ist.
Man schickt ihn ins Sanatorium dort liegt er wochenlang faul herum.
Das Gericht inzwischen den Akt vernichtet, damit der Verdacht sich nicht verdichtet.
So wächst dann Gras über diese Sache.
Gerechtigkeit – das ich nicht lache.
Du glaubst, weil du so hämisch grinst, das ganze wär ein Hirngespinst?
Ich kann ganz leicht es dir beweisen und brauch dabei nicht weit zu reisen.
Drum bringe ich, wenn dir gefällt es, Beispiele für die Macht des Geldes.
Zu berichten gibt es hier genug, von Skandalen, Lügen und Betrug, die niemals vor Gericht verhandelt.
So hat man das Gesetz verschandelt.
Nehmen wir nur, ich bitte sehr, eine Waffenschiebung beim Bundesheer.
Ein Minister, bereits in Pension, mit einem Jahresgehalt so eine Million, wollte damals, als er noch aktiv, etwas dazu verdienen, doch das ging schief.
Er hat – und das wurde zwar dementiert, Waffen nach Syrien exportiert.
Es waren ziemlich große Posten.
Das könnt den Staatsvertrag uns kosten.
Denn darin ist recht klar geschrieben, wir dürfen keine Waffen schieben, an irgendein Land was Kriege führt.
Dafür war Neutralität uns garantiert.
Die Gerichtsuntersuchung verlief im Sand, so ist es üblich in diesem Land.
Es rettete damals ein Freund ihn, ein lieber, der bezeugte es waren nur kleine Kaliber.
Somit war dieser aus dem Schneider, und experimentierte lustig weiter.
Jedoch nahm er vorher seinen Hut, 80 000 im Monat dämmten seine Wut.
Mir scheint, eine Strafe ist das grad nicht, ist das die Gleichheit vor Gericht?
Vielleicht ist es ein Ausnahmefall, sicher, den gibt’s überall.
Nur eins ist bedenklich, ja sonderbar, so ein Günstling des Schicksals nie mittellos war.
Im Gegenteil, jeder hatte parat, Geld wie ein persischer Ölmagnat.
Ich wüsste vielleicht noch einen Grund, wo etwa begraben liegt der Hund.
Aber schließlich weiß das jedes Kind, weil Justizias Augen doch verbunden sind.
Und weil sie nicht sehen kann durch das Tuch, so urteilt sie eben nur nach dem Geruch.
So wird seit jeher Recht gesprochen, Geld hat man schon immer gerochen!
Autor: Helmut Kurt Porzsinszky
Ich bin 67 Jahre alt und Pensionist, ich bin geschieden, habe eine Tochter in Kärnten und eine schon wesentlich ältere in der damaligen DDR. Ich schreibe gerne Gedichte, Kurzgeschichten und über alles Mögliche.