Eine neue Studie hat aufgezeigt, dass Hersteller von elektronischen Geräten absichtlich die Laufzeiten ihrer Produkte technisch einschränken. Der Grund ist offensichtlich, es soll wieder mal mehr verkauft werden. In einem Land, das auf Qualitätsarbeit viel Wert legt und sich im Ausland damit brüstet, ist das eigentlich vor allem von deutschen Herstellern eine Frechheit und mehr als peinlich.
Oder etwa nicht? Hat der vorbestimmte Verschleiß auch eine gute Seite? Wird der Kunde hier zum Wohle Aller hinters Licht geführt? So könnte das Argument der Arbeitsplätze hier wieder von der Industrie in den Raum geworfen werden. Zugegeben, höhere Produktion schafft Arbeitsplätze, aber wohl eher in Billiglohn-Ländern, in denen die meisten Geräte gefertigt werden. Und was wäre mit der Recycling Industrie. So viel weniger Elektro- und Verpackungsmüll würde anfallen, wenn die Geräte nicht vorzeitig schrottreif wären. Eine Katastrophe im Land der Mülltrenner und Wiederaufbereiter und für eine Industrie, die von der Wegwerfgesellschaft lebt. Und die Logistikunternehmen, die unsere Neuanschaffungen teils um die ganze Welt karren, bevor sie beim Verbraucher ankommen. Sie hätten weniger Aufträge. Schreckliche Vorstellung, denn wozu brauchen wir die Autobahnen sonst. Umweltbewusstsein ist aus ökonomischer Sicht sowieso stets überbewertet.
Wie die Studie aufzeigt ist es oft kostengünstiger eine Neuanschaffung zu tätigen, als das alte Gerät zu reparieren. Für den Konsumenten ist es unattraktiv, den örtlichen Elektriker einzuschalten, dessen hohe Reparaturkosten eher auf den hohen Stundenlohn zurückzuführen sind, als auf Materialkosten. Die Hersteller nutzen diesen Umstand geschickt aus.
Dass dabei eher „uncoole“ elektrische Geräte, wie Waschmaschinen, Drucker oder Zahnbürsten von den vorprogrammierten Fehlern betroffen sind, kann man vielleicht gerade noch nachvollziehen. Sie gehören eben nicht zu den trendigen Geräten, die als Statussymbol glänzen und mit immer neuen aufregenden Entwicklungen aufkreuzen, um sich aus der Masse der Anbieter hervorzuheben. Selten wird eine Waschmaschine wegen ihres Designs, dem innovativen Bedienkonzept oder den interaktiven Möglichkeiten gekauft. Nein, die Kaufkriterien sind eher pragmatischer Natur, wie Stromverbrauch, Umweltbewusstsein oder eben Qualität, die jedoch offensichtlich fehlt. Obwohl eine Waschtrommel die jeden Waschgang bei Facebook postet, oder ein Trockner, der einem auf dem Handy anruft sobald die Socken fertig sind, durchaus eine amüsante Vorstellung abgeben. Dabei sind „vernetzte Haushalte“ bei den Herstellern tatsächlich ein Thema. Doch ist dies mit Vorsicht zu genießen. Wenn Hacker die Datenverschlüsselung der Kommunikation zwischen Tablet und Waschmaschine knacken, könnten sie den Hausfrauen das Leben zur Hölle machen. Doch die Hersteller werden sich etwas einfallen lassen. Etwa eine SSL Verschlüsselung, mit deren Hilfe sich die Geräte vor einander authentifizieren, wie es im Internet bei Websites bereits der Fall ist.
Deshalb ist es umso unverständlicher, dass genau in den Geräten, die den Markttrends unterliegen, ebenfalls solche Schwachstellen eingebaut werden, denn sie werden allein wegen des Trendfaktors gekauft. Wer kennt das nicht. Kaum ist das Smartphone zwei Jahre alt und man würde vom Vertrag her ein neues bekommen, geht zum Beispiel der Akku kaputt. Dabei würde sich der Kunde wahrscheinlich sowieso ein neues Gerät anschaffen, weil er ja die ganzen „coolen“ neuen Funktionen nutzen will. Es entsteht nur ein unnötiger Nachteil für den User, da man defekte Sachen nur schwer weiterverkaufen kann, oder zumindest für weniger Geld. Und wer keinen großen Wert auf die Trends legt, wird sich eh kein neues Gerät anschaffen.
Nur ein Vorschlag: Sollen die Hersteller so viele Fehler oder minderwertige Materialien einbauen, wie sie wollen, solange sie dies kennzeichnen. In etwa so: „Diese Gerät X wird voraussichtlich in vier Jahren auf Grund des Fehlers Y ausfallen.“ Also nicht in Fachchinesisch, sondern für den Laien verständlich. Dem Konsumenten wäre sofort klar, warum er hier weniger bezahlt, als bei einem vergleichsweise teurerem Konkurrenzprodukt, das länger hält. So könnte er sich selbst ausrechnen, was langfristig für ihn günstiger kommt.