Nürnberg (pts005/27.07.2012/08:30) – Eine besondere Elektronik in einem multifunktionalen Zusatzantrieb hilft Rollstuhlfahrern zu erhöhter Mobilität, und unterstützt auch bei der Überwindung von Hindernissen. Dafür zeichnete die DSQ – Deutsche Stiftung Querschnittlähmung (www.dsq.de) die Entwicklung und das Engagement der Ulrich Alber GmbH aus. Samuel Koch überreichte anlässlich der Jahrestagung der DSQ in Bayreuth den Preis an Ralf Ledda, Geschäftsführer der Ulrich Alber GmbH. Im Rahmen der Jahrestagung der DSQ wurden zusätzlich auch drei Preise für außergewöhnliches soziales Engagement im Bereich der Querschnittlähmung vergeben.
Der Regierungspräsident von Oberfranken, Wilhelm Wenning, begrüßte zur DSQ Tagung 2012 die Teilnehmer in Bayreuth und würdigte das Engagement der DSQ und der vielen Förderer, ebenso wie der 2. Bürgermeister von Bayreuth, Thomas Ebersberger. Nach einem Grußwort der Vorsitzenden der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie, Dr. Doris Maier, stellte Prof. Dr. Hans Jürgen Gerner, Vorsitzender des Stiftungsrates der DSQ, den aktuellen Stand der Forschung zur Regeneration von Nervenzellen wie auch die Forschungsschwerpunkte im Bereich der Querschnittlähmung vor.
PD Dr. Rainer Abel, Vorsitzender des Vorstandes der DSQ und Leiter des Querschnittzentrums am Klinikum Hohe Warte in Bayreuth, präsentierte die aktuellen Fallzahlen und die Zuordnung nach Ursachenquellen von Querschnittlähmung in Deutschland. Sylvia Kunert moderierte zum wiederholten Male die Preisverleihung der DSQ vor hochrangigen Vertretern des öffentlichen Lebens, Medizinern, Betroffenen und vielen Förderern und Helfern im Landrätesaal der Regierung von Oberfranken.
Am Vormittag fand zunächst ein weiteres Projekt der Präventionskampagne der DSQ „No Risk – No Fun?“ am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth statt. Mehr als 100 Schüler der 9. Klasse erhielten dabei einen Einblick in die Lebenssituation von Querschnittgelähmten. Hierbei waren Samuel Koch, Clemens Doepel und der Rollstuhlbasketballspieler Günther Mayer bekannte und beliebte Gesprächspartner für die vielen Fragen der neugierigen Schüler.
Der Innovationspreis der DSQ
Mit dem Innovationspreis zeichnet die DSQ – Deutsche Stiftung Querschnittlähmung Entwickler und Arbeitsteams aus, die sich bei der Planung und Realisierung einer Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität Querschnittgelähmter verdient gemacht haben. In 2012 ist der Preis mit einer Urkunde, einer Plastik und mit 5.000 EURO ausgestattet und wurde der Ulrich Alber GmbH, Albstadt-Tailfingen, für das Engagement und die Weiterentwicklung des besonderen Elektroantriebs e-Motion für Rollstühle überreicht. Der Antrieb verbessert erheblich die Mobilität von behinderten Personen und ist zusätzlich mit einem therapeutischen Nutzen verbunden. Die in den Radnaben integrierten Elektromotoren unterstützen wirkungsvoll die Anschubbewegung des Rollstuhlfahrers. Jeder Impuls am Greifreifen wird von einer intelligenten Sensorik des e-Motion registriert und in eine passende Kraftunterstützung übersetzt. Bergab wird der Bremsimpuls verstärkt und macht ein sicheres Befahren von Gefällstrecken möglich.
DSQ-Preise für besonderes soziales Engagement
Die DSQ verlieh in 2012 drei Auszeichnungen.
Johannes Schoenen wurde für eine private Spendenaktion, die in nur drei Monaten mehr als 100.000 EURO erzielte, eine Auszeichnung vom Vorsitzenden der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten, Franz Kniel, überreicht. Damit verbunden war ein Preisgeld in Höhe von 1.000 EURO. In Eigeninitiative unterstützte Johannes Schoenen eine Krankenschwester, die krankheitsbedingt querschnittgelähmt wurde und durch die finanzielle Hilfe ein großes Stück Lebensqualität zurückgewinnen konnte.
Stellvertretend für viele Sportler des DRS Deutschen Rollstuhlsportverbandes erhielt der Basketballspieler Günther Mayer die Auszeichnung, verbunden mit einem Gutschein über 250 EURO. Er und viele seiner Sportfreunde haben aktiv die Präventionskampagne „No Risk – No Fun?“ der DSQ unterstützt.
Ein mehrmals im Jahr stattfindende exklusive Besuchszeit nur für Rollstuhlfahrer war Anlass, das Miniatur Wunderland Hamburg, vertreten durch Frederik Braun, auszuzeichnen. An diesen Abenden können ausschließlich Rollstuhlfahrer in Ruhe und ohne Drängen die große Ausstellung besuchen und in der ersten Reihe die vielen Anlagendetails bewundern. Der kontinuierliche Ausbau hat sie zu einer der größten Miniatur-Ausstellungen gemacht mit inzwischen mehr als 1.300 qm Modellfläche, Gleislänge von 13 km, ca. 930 Züge mit mehr als 14.000 Waggons, mehr als 3.600 Häuser und Brücken, 300.000 Figuren und ca. 8.900 Autos, etc.. Frederik und Gerrit Braun sammelten darüber hinaus mit dem Verkauf besonderer Pin’s Geld für soziale Zwecke und konnten damit in den letzten Jahren mehr als 300.000 EURO an verschiedene Institutionen spenden. Die Auszeichnung der DSQ ist mit einem Preisgeld von 1.000 EURO dotiert.
„No Risk – No Fun?„
Samuel Koch hat an dem Projekttag in Bayreuth teilgenommen und den mehr als 100 Schülern des Markgräfin Wilhelmine Gymnasiums aus eigener Erfahrung berichtet und viele Fragen beantwortet. Der Projekttag der Präventions-Kampagne der DSQ macht auf vielfältige Weise auf die Gefahren in der Freizeit, im Straßenverkehr und beim Sport aufmerksam. Schwere Unfälle sind meist die Folge von Mutproben junger Leute, die sich im Gruppenzwang beweisen wollen. Der Genuss von Alkohol und Drogen spielt zunehmend oft eine Rolle, wie auch die Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit für das verbundene Risiko. Die Projekttage in Schulen sollen diese besonders gefährdete Altersgruppe sensibilisieren. Dafür stehen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, wie auch die Teilnahme an einem Workshop mit Lehrern, Medizinern und querschnittgelähmten Betroffenen. Der praktische Teil vermittelt Aspekte der realen Lebenssituation von Querschnittgelähmten mit dem Selbstfahren von Rollstühlen und auch die Erfahrung z.B. beim Rollstuhlbasketball.
Querschnittlähmung: Forschung und Statistik
Prof. Dr. Hans Jürgen Gerner, Vorsitzender des DSQ-Stiftungsrates, informierte über die aktuelle Ausrichtung der Forschung zur Regeneration von Nervenzellen im Rückenmark. Auch wenn die Ansätze hoffnungsvoll sind, fehlen heute nach wie vor die konkreten Erfolgsergebnisse. Derzeit hat die Forschung drei richtungsweisende Ziele:
- die Kompensation, also das Ersetzen von lähmungsbedingen Verlusten von Körperfunktionen,
- die Restauration, die Verbesserung der lähmungsbedingten Funktionsdefizite und
- die Regeneration, die Forschung bzgl. der Wachstumsfaktoren der Nervenzellen.
Zur Verbesserung der Lebensqualität von Querschnittgelähmten gibt es derzeit konkrete Ansätze in Bereich der Neuro-Prothetik, der Elektrostimulation und bei sogenannten Mensch-Maschine-Schnittstellen.
PD Dr. Rainer Abel, Vorsitzender des Vorstandes der DSQ und Leiter des Querschnittzentrums an der Klinik Hohe Warte, Bayreuth, stellte die aktuellen Zahlen im Bereich Querschnittlähmung vor. Unter Querschnittlähmung wird eine Kombination von Symptomen verstanden, die bei Unterbrechung der Nervenleitungen im Rückenmark auftreten. Der Lähmungsgrad wird angegeben nach dem verletzten Segment der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Paraplegie bezeichnet Lähmungen im Brust- und Lendenbereich. Gelähmt sind damit Rumpf, Beine und innere Organe. Bei der Tetraplegie befindet sich die Lähmung im Bereich der Halswirbelsäule. Hier sind auch zusätzlich Arme und Hände gelähmt.
Jedes Jahr rechnet man mit ca. 1.800 neuen Fällen von Querschnittlähmung, gesamt sind es in Deutschland ca. 100.000. Die Ursachen liegen in den Bereichen:
- Erkrankungen ca. 37 %
- Verkehr ca. 26 %
- Sonstige Unfälle ca. 15 %
- Arbeitsunfälle ca. 10 %
- Sportunfälle ca. 4 %
- Badeunfälle ca. 3 %,
- Suizid und Tötungsversuche ca. 5 %
Von der Gesamtzahl der Querschnittgelähmten sind ca. 62% Paraplegiker und 38 % Tetraplegiker, 40 % sind Komplett- und 60 % Inkomplett-Gelähmte. Bei der Verteilung nach Geschlecht sind 69% Männer und 31 % Frauen betroffen. Die Behandlungskosten eines Patienten belaufen sich, bezogen auf die lebenslange Betreuung und Behandlung, auf ca. 1,2 bis 1,75 Mio. Euro.
DSQ – Deutsche Stiftung Querschnittlähmung
1990 gegründet, hat sich die Stiftung zur Aufgabe gemacht:
- Förderung der wissenschaftlichen Forschung über Querschnittlähmung und Verbesserung der Behandlung und Rehabilitation Querschnittgelähmter
- Prävention: dafür werden Maßnahmen und Einzelprojekte entwickelt, die mit Informationen und Aktionen Querschnittlähmung als Folge von Unfällen reduzieren soll.
- Information über Querschnittlähmung und Ihre Folgen.
Die DSQ kooperiert mit der FGQ – Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten (www.fgq.de), dem DRS, Deutscher Rollstuhlsportverband (www.drs.org) und der DMGP – Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie (www.dmgp.at) Spendenkonto: Volksbank Esslingen 432432000 BLZ 61190110
Informationen und Ansprechpartner der DSQ – Deutsche Stiftung Querschnittlähmung:
Vorsitzender des Vorstandes: PD Dr. Rainer Abel, Klinik Hohe Warte Bayreuth, Postadresse: DSQ, Büro Nürnberg, Winfried Kolibius (Vorstand), Konstanzenstraße 15, 90439 Nürnberg, Tel. 0911 9777 333, E-Mail info@dsq.de, Pressekontakt: Rainer Schilling, Tel. 0611/988 77 450, E-Mail: schilling@dsq.de
Aussender: DSQ Deutsche Stiftung Querschnittlähmung
Ansprechpartner: Rainer Schilling
E-Mail: info@dsq.de
Tel.: 0611 98877 450
Website: www.dsq.de
Quelle: www.pressetext.com/news/20120727005
Fotos: www.pressetext.com/news/media/20120727005
Fotohinweis: DSQ Innovationspreis 2012