Wien (pts013/13.06.2012/11:00) – Mit einem Nestroy-Liederabend, einer Ausstellung zum Volkstypen und der Sommerakademie „Volkskultur als Dialog“ überzeugt das Österreichische Volksliedwerk vom Gegenteil des Nestroy-Titels „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“.
„Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“ – Liederabend
Mittwoch, 20. Juni 2012, 18 Uhr, Operngasse 6, 1010 Wien
Anlässlich des 150. Todestages von Johann Nepomuk Nestroy werden Lieder und Couplets aus Nestroystücken vorgetragen und gemeinsam mit Agnes Palmisano und Georg Wagner gesungen.
„Der Volkstyp„-Ausstellung: 30.3. bis 30.6.2012, Operngasse 6, 1010 Wien
Musikalien der Volksliedarchive und Anzengruber Keramik Wien werden in einer Ausstellung im Österreichischen Volksliedwerk gezeigt.
Anlässlich des 100. Geburtstages des Keramikkünstlers Leopold Anzengruber sind am Treffpunkt Operngasse des Österreichischen Volksliedwerks in Wien Figuren des Künstlers aus der Privatsammlung Ceramicum und Archivmaterialien aus den Volksliedarchiven zu sehen. Sie repräsentieren als Skulpturen, als Sujets auf Druckwerken und Bildern sowie auf Fotos die unterschiedlichen Facetten des Volkstypen. Denn er ist stilistisches Element in Kunst und kulturellen Ausdrucksformen.
Die naturalistischen Keramikskulpturen des in Steyr geborenen Leopold Anzengruber (30.3.1912-20.7.1979) stammen aus der privaten Sammlung Ceramicum der Niederösterreichischen Kunsthistorikerin Uta M. Matschiner. Sie zeigen Musikantenszenen, Vagabunden, Handwerker, Nachtwächter, Vogelhändler und Trachtengruppen. Anzengruber stilisierte diese Figuren im Geschmack der 1930er bis 1950er-Jahre.
Anhand einer Auswahl von Flugblättern, Trachtenmappen, Covern von Liederbüchern, Fotos und Tondokumenten von Feldforschungen aus den Volksliedarchiven werden unterschiedliche Illustrationen und Interpretationen von Volkstypen gezeigt. Die Materialien reichen von frühen Sammelleistungen aus dem 19. Jahrhunderts bis hin zu Abbildungen vom Volkstyp von heute. Ein Augenmerk wird dabei auch auf den jeweiligen Sammler, seine Intentionen eingebettet in den historischen Kontext gezeigt.
Der Volkstyp ist stets Ausdruck sozialer, regionaler und gesellschaftlicher Gegebenheiten. Seine Darstellung entspricht meist der Mode und dem Zeitgeist der jeweiligen Epoche. Mit Ende des 18. Jahrhunderts bis heute beginnt ein zunehmendes Interesse der Bildungsschicht am einfachen Volksleben. Damit verschafft man auch dem sich wandelnden Volkstyp Denkmäler auf Bildern, als Skulpturen aber auch in Liedern, Sprüchen und im Volksschauspiel.
Die ausgestellten Materialen bieten einerseits eine kunstgeschichtlich-ästhetische Betrachtung des Volkstypen an, andererseits wird eine sozial- bzw. kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit der vorwiegend musikalischen Volkskultur angeregt. Darüber hinaus reichen die Themenbereiche und Objekte von der bildenden bis zur darstellenden Kunst, die letztlich künstlerisches Schaffen von einem neuen Blickwinkel präsentieren. Es wird dabei auch durchaus ein kritisches Augenmerk auf Darstellungsart bzw. Sammelintensionen gelegt. Themen wie Vorurteile und Kategorisierung werden angesprochen.
Biografie Leopold Anzengruber
Leopold Anzengruber, geboren 30. oder 31. März 1912 in Steyr, Oberösterreich. Er lernte nach Schulzeit bis 1942 die Keramik und ihre Techniken in Florenz kennen. 1948 übernahm Leopold Anzengruber die Keramikwerkstatt von Gusti Mundt-Amann in Wien 2. 1958 beschäftigte die Firma 96 Personen. Es wurden handmodellierte Figurengruppen, Tiere und Kleinplastiken hergestellt. 20. Juli 1979 unerwarteter Tod Leopold Anzengrubers – führte zum raschen Ende der Firma.
Detailinfo: www.ceramicum.at
Ausstellungsdauer „Der Volkstyp„: 30.3. bis 30.6.2012
Öffnungszeiten: Mo, Fr 11-14 Uhr, Di-Mi 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Eintritt: frei, zur Ausstellung erscheint ein Führer (Eur 18.-)
Ort: Österreichisches Volksliedwerk, Operngasse 6, 1010 Wien
Sommerakademie „Volkskultur als Dialog“ -Körper-Verhältnisse
22.-25. August 2012, Seehotel Weyregg am Attersee
In der Sommerakademie 2012 geht es um das Potential von Volkskultur für das geistige und körperliche Wohlbefinden. „Volkskultur als Dialog“ meint uns selbst und unseren Umgang mit Volkskultur. Wie fügen wir sie in die sich rasch verändernden Lebenswelten und sich stetig wandelnden Körperbewusstsein ein? Diese und weitere Fragen werden in Vorträgen, Workshops und Diskussionen bei der Sommerakademie erörtert werden. Ein reichhaltiges Abendprogramm mit Atterseeschifffahrt und Filmpräsentation „Stoff der Heimat“ runden das Angebot ab.
Dass Singen, Musizieren und Tanzen mit dem Körper zu tun haben, leuchtet unmittelbar ein. Angebote wie „Volksliedersingen für die Seele“ oder „Wandern und Jodeln“ sollen die Seele befreien, das Gemüt reinigen, entfesseln. Immer mehr zielen auch volkskulturelle Angebote darauf ab, zum geistigen und körperlichen Wohlbefinden beizutragen.
Gegenwärtig gilt der Körper als der Ort, an dem wir vor allem bei uns selbst sind. Wir achten auf ihn und anders als in der Vergangenheit reden wir ausdrücklich von Körperkultur. Immer mehr wird auch auf die Einheit von Körper und Geist beschworen. Nur ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper trage zu einem Gleichgewicht bei, heißt es. Die Haut gilt als Spiegel der Seele. Was „unter die Haut“ geht, berührt wirklich. Mit ihr werden Menschen – pars pro toto – als dünnhäutig, als eine gute, eine ehrliche oder eine faule oder böse Haut charakterisiert.
Menschen verstehen heute den Körper als Projektionsfläche, nutzen ihn als Oberfläche, als Plattform ihrer Identität. Die Tracht beschrieb den Körper, bezeichnete ihn. Tracht zu tragen konnte eine Art von Selbstdisziplinierung bedeuten. Heute werden Dirndl und Lederhose immer mehr zum Ausdruck eines freizeitlichen Lebensgefühls. Andere Umgangsweisen mit dem Körper, das Anlegen von Schmuck, Piercen, Tätowieren, Schminken oder auch Bärte haben ihre Konjunkturen. Regionale Architektur, Interieurs (Holz!) und Kulinarik verweisen auf Bezüge zum Körper – nicht nur, wenn Bauernhöfe zu Wellnessoasen umgebaut werden. Das Münchner Oktoberfest hat in den letzten Jahren in Österreich allerorten gekalbt und Akzente gesetzt, die alte Zuordnungen aufheben: Volkskultur und Popularkultur beeinflussen sich, sind – wie längst in der Musik – nicht mehr als wirklich trennscharf zu verstehen.
Welche Teile der Volkskultur, wie Essen, Trinken, Kleiden, Wohnen, Singen, Spielen, Tanzen etc. nutzen wir als Ressource für unseren Körper in der Gegenwart? „Volkskultur als Dialog“ meint uns selbst und unseren Umgang, meint unser (auch verändertes) Wahrnehmen der Volkskultur. Wie fügen wir sie in die sich rasch verändernden Lebenswelten und stetig neuen Körper-Verhältnisse ein? Diese und weitere Fragen sollen in Vorträgen, Workshops und Diskussionen bei der Sommerakademie erörtert werden.
Dazu laden wir alle Vertreterinnen volkskultureller Verbände, Initiativen und Einrichtungen sowie Musikerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen, Kulturwissenschaftlerinnen, Vertreterinnen aus Wirtschaft und Tourismus und alle an der Volkskultur und ihren Nutzungen interessierten Personen (und selbstverständlich ihre männlichen Pendants) ein. Die Sommerakademie wird als Lehrerfortbildung anerkannt. Für Studierende ist die Teilnahmegebühr ermäßigt.
www.volksliedwerk.at – Mail: office@volksliedwerk.at – www.ceramicum.at
Aussender: VWGÖ – Verband Wissenschaftlicher Gesellschaften Österreichs
Ansprechpartner: Michaela Pinkawa
E-Mail: office@vwgoe.at
Tel.: +431 427762503
Website: www.vwgoe.at
Quelle: www.pressetext.com/news/20120613013
Fotos, PDF: www.pressetext.com/news/media/20120613013
Fotohinweis: Das liderliche Kleeblatt (Nestroy)