Auf einem Bein kann man nicht stehen, sagt man. Für manche heißt das: Zum Gas geben und Bremsen kann man auch beide Füße benutzen.
Normalerweise tritt der linke Fuß die Kupplung, der rechte geht zwischen Bremse und Gas hin und her. Wenn man einen Automatik-Wagen fährt und keine Kupplung bedienen muss, hat der linke Fuß nichts zu tun. Es sei denn, man bremst mit dem linken Fuß. Klingt ungewohnt, wenn nicht sogar gefährlich: Kann man da nicht durcheinander kommen? Und unter Umständen gleichzeitig auf Gas und Bremse treten? Ist das nicht ein gewaltiges Sicherheitsrisiko?
Gleichzeitig Gas geben und bremsen – genau das tun Renn- und Rallye-Fahrer, deren Wagen oft keine Kupplung haben. Sie bremsen mit dem linken Fuß und stehen so oft zugleich auf Bremse und Gas, nur haben sie die Pedale nicht bis unten durchgedrückt. Damit können sie eine Reihe von Effekten erzielen, die paradoxerweise gerade die Fahrsicherheit erhöhen.
Ein Beispiel: Wenn ein Rallye-Fahrer mit hoher Geschwindigkeit und ungebremst in eine Kurve fährt, und in diesem Moment lenkt, bricht entweder der hintere oder der vordere Teil des Wagens aus, je nachdem, ob es sich um ein Fahrzeug mit Heck- oder mit Frontantrieb handelt. „Übersteuern“ bzw. „untersteuern“ nennt man diesen Effekt. Diese gefährliche Situation kann der Rennfahrer vermeiden, wenn er zu Beginn der Kurve leicht auf die Bremse tritt und im Scheitelpunkt der Kurve die Bremse wieder herausnimmt. Er gewährleistet dadurch eine gleichmäßigere Verlagerung von Gewichten und kann die Kurve mit einer höheren Geschwindigkeit durchfahren.
Ein zweites Argument für das Bremsen mit dem linken Fuß: Bei der Ausfahrt aus der Kurve verlieren die Vorderräder eines frontgesteuerten Wagens unter Umständen an Traktion: Das heißt, der Antrieb wird nicht in Beschleunigung umgesetzt, die Räder überdrehen, und dadurch geht Energie verloren. Wenn man hingegen nur leicht anbremst, wird der Energieverlust reduziert – und der Wagen kommt schneller wieder aus der Kurve.
Was also spricht gegen das Anbremsen bei gleichzeitigem Gasgeben? Das überzeugendste Argument: Langfristig führt es dazu, dass das Getriebe und vor allem die Bremsen schneller verschleißen. Die Reparatur eines Rallye-Wagens wird dann sehr teuer. Hinzu kommt, dass aufgrund des Steinschlags auf Rennstrecken auch häufig die Windschutzscheibe ausgetauscht werden muss.
Außerdem gilt: Das Bremsen mit dem linken Fuß ist und bleibt eine Technik für professionelle Fahrer. Ein ungeübter Fahrer wird durch die Überlagerung der beiden Pedale meist gerade das Gegenteil des erwünschten Effekts erzielen: Der Bremsvorgang wird stotternd und ungleichmäßig. Und dieser Nachteil ist weitaus größer als der mögliche Vorteil, den Verfechter des Linksbremsens anführen: dass nämlich beim Bremsen mit links der Zeitverlust reduziert wird, der entsteht, wenn der rechte Fuß vom Gas- auf das Bremspedal bewegt werden muss. Dieser Augenblick, so die Argumentation, könne in einer Gefahrensituation entscheidend sein. Es fragt sich aber, ob ein ungeübter Fahrer in einer Stresssituation die nötige Ruhe bewahren kann, um diesen Schritt richtig auszuführen. Denn eine Vollbremsung ist auch dann nicht immer das Beste, wenn plötzlich ein Hindernis auftaucht. Sonst wäre auch die Handbremse eine Option.
Autor: Maria Schröder
Quelle: www.Artikel4free.com