Stuttgart/Wien (pts014/05.09.2011/11:00) – Die Türkei erfreut sich bei Investoren aus dem deutschen Sprachraum großer Beliebtheit – vor allem als Absatzmarkt. Präferiertes Modell für den Markteintritt ist die Gründung einer eigenen lokalen Niederlassung. Wegen des zunehmenden Wettbewerbs muss in den nächsten Jahren verstärkt optimiert werden – bei Beschaffung, Produktion, Marketing und Vertrieb. Das geht aus dem aktuellen Türkei-Barometer der Management Consultants Horváth & Partners hervor.
Für die Studie wurden 52 in der Türkei tätige Topmanager von Unternehmen unterschiedlichster Branchen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt. Ein knappes Drittel der Befragten hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Türkei, nur ein Fünftel ist dort kürzer als drei Jahre aktiv. Bei den türkischen Niederlassungen handelt es sich unabhängig von der Größe des Mutter-Unternehmens vor allem um Klein- und Mittelbetriebe.
Große Zufriedenheit mit bisherigen Investitionen
Im Vergleich zu den tatsächlich durchgeführten Investitionen würde mehr als die Hälfte der befragten Manager heute sogar noch mehr in der Türkei investieren, 44 Prozent zumindest gleich viel. Studienautor Gerhard Gottlieb von Horváth & Partners: „Die Direktinvestitionen in der Türkei sind zuletzt stark gestiegen. Aufgrund der guten Wirtschaftsprognosen ist zu erwarten, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.“ Dass nur zwei Prozent der Studienteilnehmer damit rechnen, die Türkei in den nächsten zehn Jahren in der EU zu sehen, spielt dabei offenbar keine Rolle. Knapp mehr als die Hälfte der befragten Topmanager geht davon aus, dass sich der Status Quo der Türkei nicht ändern wird, ein Drittel rechnet mit einer assoziierten Partnerschaft.
Interessanter Absatzmarkt – zunehmende Wettbewerbsintensität
Attraktiv ist die Türkei vor allem als Absatzmarkt, ist sie doch schon heute der sechstgrößte Exportmarkt der EU. Das 78 Millionen-Einwohner-Land ist primär für den Konsumgütermarkt interessant. Das größte Potenzial sehen die Teilnehmer jedoch in den Branchen Energie, Versorgung und Telekommunikation. Im Unterschied zu den benachbarten CEE-Ländern ist die Türkei als Produktionsstandort vergleichsweise wenig interessant, auch die regionale Nähe zum Nahen Osten oder dem Kaukasus spielt eine eher geringe Rolle.
Insgesamt erwarten die Studienteilnehmer in den nächsten drei Jahren ein Marktwachstum von durchschnittlich fünf bis sechs Prozent, ein Drittel der Manager rechnet sogar mit mehr als sechs Prozent Zuwachs. Vier von fünf Unternehmen gehen allerdings gleichzeitig von einer zunehmenden Wettbewerbsintensität aus. Sie erwarten auch eine Zunahme des Margendrucks. Dieser dürfte aber aufgrund des hohen Marktwachstums vergleichsweise gering ausgeprägt sein.
Neugründungen bevorzugt
Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) hat sich beim Markteintritt für die Neugründung einer lokalen Niederlassung entschieden. Nur ein Fünftel hat sich dafür einen Kooperationspartner gesucht. „Bei Neugründungen müssen die Unternehmen nicht auf gewachsene traditionelle Strukturen und Verhaltensmuster Rücksicht nehmen. So ist es leichter, das gewünschte Geschäftsmodell in der Praxis umzusetzen“, erklärt Co-Autor Markus Imgrund.
Bei einem Joint Venture könnten auch die verschiedenen Geschäftswelten zu einer Herausforderung für das neu gegründete Unternehmen werden. Im Allgemeinen schätzen die befragten Studienteilnehmer ihre türkischen Kollegen zwar als sehr motiviert und innovationsfreudig ein, Unterschiede in der Geschäftskultur können aber auch zu Schwierigkeiten führen. Das betrifft vor allem die Bindungswirkung von Verträgen, die Pünktlichkeit und die Exaktheit der Arbeitsweise. Kritisiert wird auch die hohe Bürokratie.
Gute Rahmenbedingungen
Die Verfügbarkeit von Technologien und Rohstoffen zählt eindeutig zu den Pluspunkten des türkischen Marktes. Im Bereich Infrastruktur und der Rechtssicherheit schneidet die Türkei besser ab als die Vergleichsländer Bulgarien, Rumänien und Ukraine. Trotzdem ist der Verbesserungsbedarf nicht zu leugnen.
Auch das Qualifikationsniveau ist laut der Studie in der Türkei höher als in den genannten Vergleichsländern. Die Türkei ist heute kein reines Niedriglohnland mehr. Dazu Ibrahim Kalkan, Türkei-Experte von Horváth & Partners: „Gut ausgebildete Führungskräfte und Spezialisten erreichen vor allem in den Industrie- und Wirtschaftszentren der Türkei fast westeuropäisches Gehaltsniveau.“
Optimierungsmaßnahmen notwendig
Aus Sicht der befragten Führungskräfte werden in den nächsten Jahren aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs Optimierungsmaßnahmen in den Bereichen Beschaffung, Produktion, Marketing und Vertrieb sowie Finanzen und Controlling notwendig sein. Den Punkten Ausbau und Erweiterung der Vertriebskanäle, Vertriebssteuerung und Kundenbindungsmaßnahmen wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Hohe Bedeutung hat auch das Risikomanagement. Einige Unternehmen haben auch Nachholbedarf bei klassischen Controllingthemen wie Planung und Budgetierung.
Aussender: Horváth AG
Ansprechpartner: Oliver Weber
E-Mail: oweber@horvath-partners.com
Tel.: 0711 66919-71
Website: www.horvath-partners.com
Quelle: www.pressetext.com/news/20110905014
Fotos: www.pressetext.com/news/media/20110905014
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