Eine volkswirtschaftliche Katastrophe für einen ganzen Industriezweig wird das, was sich da gerade aus Wolfsburg anbahnt und nebenbei ein derber Schlag ins Gesicht der gesamten deutschen Ingenieurskunst ist.
Ist dieses Phänomen, mit dem Mitarbeiter, Behörden und Kunden bewusst getäuscht und betrogen werden, aber auf die Autobranche beschränkt? Diese Frage stellt sich zu Recht und wirft sofort eine weitere auf: Wie sieht es denn im Immobilien- oder besser gesagt im Haus- und Wohnungsbau aus? Unsere Antwort: Nicht viel anders!
Schaut man sich nur die Websites einiger Anbieter genau an wird doch sehr schnell klar, dass auch hier oft und vorsätzlich mit weniger als halben Wahrheiten gearbeitet wird. Nehmen wir als Beispiel die allzu gerne angepriesene und ausgelobte hohe Bauherren-Zufriedenheit.
Beispiel Traumquoten in der Bauherren-Zufriedenheit
Einige Branchen-Schlaumeier machen allen anderen vor, wie hier erfolgreich vorgegangen wird: Sie zeigen eindrucksvoll wie Bauinteressenten, also Verbraucher, mit gekonnter Professionalität ausgesuchter Marketing-Spezialisten an der Nase herumgeführt werden! Sie weisen, unübersehbar auf der Startseite ihrer Homepage, Ergebnisse von vermeintlichen Bauherren-Befragungen mit exzellenten Zufriedenheitskoeffizienten aus, deren Inhalte ganz bewusst nicht ergründbar, geschweige denn nachvollziehbar sind. Da beginnt der Fake in Germany!
Ein echter Hammer, wenn dann bestimmte Medien mit geschultem Blick für Auflage und Zusatz-Apanage manche Blender in ihrem Tun auch noch unterstützen und auf dünnstem Eis stehend sogar noch zwischen Siegern und Verlierern unterscheiden! Und wir sind alle zu dämlich, das zu merken? Nein!
Gezielte Nebelbomben gegen Qualitäts-Transparenz
Machen Sie als Bauinteressent den „Nageltest“ und lassen Sie sich nicht blauäugig vorführen! Schließlich ist es Ihr gutes Recht zu erfahren, was genau hinter den wundersamen Befragungs-Ergebnissen bzw. Mechanismen bestimmter, offensiv damit umgehender Anbieter steckt. Bleiben Sie ja nicht orientierungslos im Nebel stehen!
Denn wie sich diese oder jene Bauherren-Zufriedenheit zusammensetzt, wer wann wie und mit welchem Ziel befragt worden und was genau gefragt und wie von wem wie ausgewertet wurde, erfahren Sie in der Mehrheit der Fälle nicht. Sie sollen das doch bitteschön, naiv wie Sie als Bauinteressent zu sein haben, einfach glauben! So hätten sie es gerne!
Genaues Nachfragen wichtigster Grundsatz!
Seien Sie jetzt nicht enttäuscht, wenn Sie nun Ihren gerade mit viel Mühe gefundenen “Bauherren-Zufriedenmach-Weltmeister“ aufgrund “Wolfsburger Software-Basteleien“ in Frage stellen sollten!
Wenn Sie nicht mehr an Zufriedenheits-Substanz finden als ein paar prosaisch und mit Make-up-aufpolierte Testimonials, die sich grammatikalisch auffällig korrekt ausdrücken, oder sehr professionell nach klinisch-exaktem Drehbuch abgespult werden und nicht mehr als ein paar Beispiele darstellen, überlegen Sie gut! Lassen Sie im Zweifel die Finger von diesem Anbieter!
Warum Sie manchmal keine Details, keine wirkliche Transparenz zu Qualitätsaussagen, selbst bei manchem Megaprofi der Branche finden, ist doch klar! Es gibt sie nicht, die allumfassende Qualität! Die “Schlickefänger“ in der Branche kennen ihre Kunden- bzw. Bauherren-Zufriedenheit genau und wissen auch, dass und wie sie ihre Werte jederzeit so frisieren können, und manchmal sogar müssen, dass wir vor Verzückung erstarren!
Manche haben das Maß längst verloren
Ausgesprochen dümmlich ist dann allerdings, dass, wenn schon alles schön gerechnet wird, oft genug das richtige Maß fehlt. Soll heißen: Die ausgewiesenen Zufriedenheits-Koeffizienten sind so gut, dass es nicht auszuhalten ist und jeder Praktiker erkennt, wie das Spiel mit den Zahlen gelaufen ist. Prinzip: Ich glaube sowieso nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe!
Und wenn es sich bei Ihrem Anbieter nach Kenntnis der Details nun anders darstellt, was ich hoffe, dann meinen herzlichen Glückwunsch und die direkte Bitte, mit diesem Unternehmen unbedingt weiterzumachen und alle “Abgaswert-Frisierer“ gleichzeitig links liegen zu lassen!
Was kann ein Bauinteressent tun, um den Fake-Weltmeistern zu entgehen?
Regel Nr. 1: Gehen Sie fair, aber absolut skeptisch und kritisch mit Ergebnissen von werblich eingesetzten Bauherren-Befragungen und ausgewiesenen Zufriedenheitskoeffizienten um! Eine professionelle Befragung umfasst immer alle übergebenen Bauherren eines ausreichend definierten Zeitraumes!
Regel Nr. 2: Erst einmal gar nichts glauben und alles bis ins konkrete, belegbare Detail hinterfragen! Profis lassen sich immer in die Karten schauen und wissen genau, warum: Weil sie belegbar gut sind!
Regel Nr. 3: Lassen Sie sich Befragungsoriginale, möglichst verbindlich unterschriebene Aussagen, vorlegen! Trauen Sie keinen Einträgen im Internet, die kann jeder im Zweifel selbst schreiben, sondern lernen Sie die Menschen kennen, die dahinterstehen!
Regel Nr. 4: Lassen Sie sich am Ende auf der Baustelle im Gespräch mit Bauherren überzeugen! Stellen Sie hier alle Fragen, die Ihnen auf dem Herzen liegen, auch die Frage hinter der Frage!
Regel Nr. 5: Sprechen Sie mit möglichst vielen übergebenen Ex-Bauherren Ihres Anbieters und quetschen diese regelrecht aus! Nur diese können wirklich beurteilen, was am Ende abgeliefert worden ist: In allen Phasen, von allen Beteiligten!
Der Ehrliche ist nicht immer der Dumme!
Auch wenn am Ende ein vielleicht etwas geringerer Bauherren-Zufriedenheits-Index steht, der ehrlich und auf Basis authentischer Bauherren-Aussagen ermittelt wurde: Der ist immer klar besser als ein augenscheinlich noch Besserer, der vorne, mittendrin und hinten von Profis frisiert wurde, was zu lange keiner gemerkt hat!
Dann haben sich sogar die Erkenntnisse aus dem VW-Skandal für Bauherren, die als Privatleute noch auf der Suche nach dem finanziell bedeutendsten Geschäftspartner ihres Lebens sind, gelohnt!
Und nun viel Erfolg bei der Auswahl eines hoffentlich extern geprüften, seriösen Anbieters, der seine angepriesene, hohe Bauherren-Zufriedenheit auch zu belegen in der Lage ist. Genau der hat Ihren Zuschlag als Baupartner verdient!
Theo van der Burgt, Dipl.Ing, Dipl.Wirt.-Ing. (Geschäftsführer BHR BAUHERRENreport GmbH)
Foto: Theo van der Burgt