KiNO im KDW: „Taxi Teheran“

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Date(s) - September 4, 2015
12:00 am

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Am 04.09.2015 – KiNO im KDW: „Taxi Teheran„, 20 Uhr, Iran 2015, 86 Minuten. Eintritt 5 Euro

Ein Taxi fährt durch die lebhaften Straßen Teherans. Die wechselnden Fahrgäste erzählen freimütig, was sie umtreibt: Ein Raubkopierer vertickt die neueste Staffel von „The Walking Dead“ und Filme von Woody Allen, zwei alte Frauen wollen Goldfische in einer offenen Glaskugel transportieren und ein vorlautes kleines Mädchen erklärt seinen Anspruch auf Frappuccino.

Mit viel Herz und Humor zeichnet Regisseur Jafar Panahi ein liebevolles Porträt der Menschen in seiner Heimat und schafft damit einen hoffnungsvollen Kontrast zu den üblichen negativen Nachrichtenmeldungen. Das Roadmovie ist ungemein lebensfroh, kurzweilig und witzig. Zugleich zeigt der Berlinale-Gewinner 2015, was Kino selbst unter ärgsten Restriktionen vermag.

Jafar Panahi gilt als einer der wichtigsten unabhängigen Filmemacher des Irans und wurde bereits mit hochrangigen Preisen wie dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig, der Goldenen Kamera des Festivals von Cannes und dem Silbernen sowie dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet.

Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Umständen in seiner Heimat Iran sind die meisten seiner Filme dort verboten. Bei den umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 unterstützte Panahi die Oppositionsbewegung „Grüne Bewegung“ von Mir Hossein Mussawi gegen den Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Am 1. März 2010 wurde Panahi wie auch seine Frau und Tochter in seinem Haus von der iranischen Polizei festgenommen. Er wurde zunächst ohne Anklage ins Evin-Gefängnis gebracht, wo er knapp drei Monate lang inhaftiert blieb. Er trat in den Hungerstreik, unter anderem weil er keinen eigenen Anwalt bekam. Am 25. Mai 2010 kam er gegen die Zahlung einer Kaution von 200.000 US-Dollar stark abgemagert bis zum Beginn des Strafprozesses frei. Panahi wurde im Dezember 2010 schließlich wegen „Propaganda gegen das System“ zu sechs Jahren Haft verurteilt und erhielt außerdem ein 20-jähriges Berufs-, Ausreise- und Interviewverbot.

Dies hindert Panahi jedoch nicht daran, weiterhin Filme zu drehen, in denen er die Situation der Islamischen Republik anklagt, und diese in die Welt hinauszuschicken. Nach DIES IST KEIN FILM (In Film Nist, 2011) und CLOSED CURTAIN (PARDÉ, 2013) ist TAXI TEHERAN (TAXI, 2015) der dritte Film, den Panahi heimlich produzierte und zur Präsentation auf internationalen Festivals außer Landes schmuggeln ließ.

In TAXI TEHERAN spielt Panahi einen Taxifahrer, der verschiedene Fahrgäste – von seiner eigenen Nichte über eine Menschenrechtsaktivistin bis hin zu einem illegalen Videohändler – durch die Straßen Teherans fährt. Durch die vielen unterschiedlichen Gäste und den semi-dokumentarischen Charakter des Films entsteht ein eindrucksvoll reflektiertes Porträt einer Gesellschaft, welches einerseits eine starke Anklage an das iranische System darstellt, andererseits aber vollkommen ohne Verbitterung und Zynismus auskommt. Panahi ließ den Film nach Berlin schmuggeln, wo er bei 65. Berlinale den Goldenen Bären für den besten Film gewann.

Die Webseite zum Film: www.taxi.weltkino.de

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