Fresach (pts022/20.05.2015/15:00) – Toleranz ist eine unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren einer aufgeklärten Gesellschaft. Trotzdem ist sie nichts weiter als eine Etappe, wenn auch eine wichtige, vielleicht die wichtigste überhaupt, sagt Fabjan Hafner. Der österreichische Schriftsteller mit slowenischen Wurzeln fordert bei den Europäischen Toleranzgesprächen in Fresach am Freitag, 22. Mai, dazu auf, sich nicht mit bestehender Toleranz zufrieden zu geben, sondern weitere Schritte zu setzen.
„Dulden heißt beleidigen“, so ein Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe. Genau hier verortet Hafner auch die Unzulänglichkeit, denn „tolerieren“ heißt nämlich nichts weiter als „dulden“ und „zulassen“. Toleranz ist von Natur aus passiv, bequem und erfordert nicht viel Aufwand. Bekenntnisse zu universellen Idealen wie Gleichheit, Freiheit und Humanität sind allgegenwärtig, die Beschäftigung mit Details und Kleinigkeiten gerät hingegen immer mehr in den Hintergrund. Gleichzeitig warnt Hafner davor, die Machtverhältnisse zu übersehen, die sich hinter diesem Diskurs oftmals geschickt verstecken. Toleranz ist ein Privileg der Starken. Dieses muss man erst erlangen.