Fritz Bauer – Tod auf Raten, Deutschland 2010

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Fritz Bauer - Tod auf Raten

Ein deutscher Staatsanwalt, der bei seinen Ermittlungen über NS-Verbrechen in die Netzwerke von Alt-Nazis gerät. Das Psychogramm eines Aufrechten in den 60er Jahren und einer Nation, die von ihrer Vergangenheit nichts wissen wollte.  Das KiNO im KDW zeigt diese Dokumentation gemeinsam mit dem Neumünsteraner Bündnis gegen Rechts.

„Wir Emigranten hatten so unsere heiligen Irrtümer. Dass Deutschland in Trümmern liegt, hat auch sein Gutes, dachten wir. Da kommt der Schutt weg, dann bauen wir Städte der Zukunft. Hell, weit und menschenfreundlich.“ Diese Sätze, die Fritz Bauer 1967 gegenüber dem Schriftsteller Gerhard Zwerenz äußerte, beschreiben den Enthusiasmus, mit dem der schwäbische Jurist das Nachkriegsdeutschland aus den Fängen der Nazidiktatur in ein demokratisches und humanes Staatswesen überführen wollte.

Mit Fritz Bauers Namen verbinden sich die Überführung Eichmanns nach Israel, die Wiederherstellung der Ehre der Widerstandskämpfer des 20. Juli und die legendären Frankfurter Auschwitz Prozesse. Er war wohl der profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte! Er sah sich in der Tradition Gustav Radbruchs als „Jurist aus Freiheitssinn“, glaubte, dass „Unruhe die erste Bürgerpflicht“ sei und war davon überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates habe.

Mit Akribie hat die Regisseurin Ilona Ziok Archive durchforscht und wegweisende Statements des hessischen Generalstaatsanwalts ausgegraben. Um sie herum montiert sie in Form eines filmischen Mosaiks Archivmaterial mit ausgesuchten Werken klassischer und zeitgenössischer Komponisten und die Aussagen von Bauers Zeitzeugen: Freunde, Verwandte und Mitstreiter. Dabei entsteht nicht nur die spannende Handlung eines beeindruckenden Lebens, sondern auch das eindrucksvolle Porträt eines der bedeutendsten Juristen des 20. Jahrhunderts, der 1968 unter nicht ganz geklärten Umständen starb.

Soeben lief der Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ in den Kinos an, eine fiktive Geschichte über den Beginn der Auschwitz-Prozesse in den 1960er Jahren, in dem die Figur Fritz Bauer ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Mit der Aufführung Ilona Zioks Dokumentation zeigt das KiNO im KDW, dass die reale Geschichte um die Rolle und die Person Fritz Bauers in der deutschen Nachkriegsgeschichte stärker, spannender und leider auch niederschmetternder ist als jede Fiktion.

Für die Humanistische Union verfasste Werner Koep-Kerstin eine Rezension dieser ausführlich recherchierten, aufschlussreichen, niederschmetternden Dokumentation über das Bemühen des Aufklärers und Anklägers Fritz Bauer: http://tinyurl.com/qglkplp

Dokumentation, Deutschland 2010; 97 Minuten.

Die Webseite zum Films: www.fritz-bauer-film.de

Fotos und Text-Quelle: KDW Neumünster – Das KDW in Neumünster ist das nicht-kommerzielle Veranstaltungszentrum des Kulturverein Dada e. V., Waschpohl 20 in 24534 Neumünster. Web: www.kdw-neumuenster.de.

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