Pflege: Flucht ins Ausland als Lösung?

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Werner Tigges, 1. Vorsitzender des BHSB e.V. (c) BHSB

Berlin (pts013/05.12.2012/10:20) – Der Bundesverband Haushaltshilfe und SeniorenBetreuung e.V. (BHSB e.V.) bemängelt fehlende Konzepte zur Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen in den eigenen vier Wänden. Im Folgenden nimmt der BHSB Stellung zur aktuellen Situation der Pflege in Deutschland.

In ihrem aktuellen Report „Pflege 2030“ konstatiert die Bertelsmann Stiftung eine mehr als bedrohliche Pflegesituation im zukünftigen Deutschland: Erstellt wurde ein Atlas, der die Auswirkungen der steigenden Zahl Pflegebedürftiger auf 402 Kommunen verteilt darstellt und ausweist, in welchen Landstrichen Deutschlands der proportional steigende Fachkräftemangel am stärksten deutlich werden wird.

Nach dieser Studie werden 2030 insgesamt 489.783 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen. In manchen Regionen werden die Betroffenen diesen Mangel mehr spüren als in anderen: So werden in Hamburg weit über 3.000 Kräfte fehlen ebenso wie in Berlin, im bayrischen Coburg und Bamberg werden es weit unter 600 sein. Besonders stark wird es der Studie nach Deutschlands Osten treffen: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg werden ebenso unter dem Fachkräftemangel leiden wie Sachsen.

Der Mangel an Fachkräften könnte bereits jetzt einen Trend verstärken, der immer deutlicher zutage tritt: Verbrachten 1992 laut Deutscher Rentenversicherung etwa 115.000 deutsche Rentner ihren Lebensabend im Ausland, sind es jetzt nun mehr über 170.000. Denn während immer weniger Menschen in der Pflege arbeiten, steigen die Kosten für einen Pflegeheimplatz und werden für viele Rentner, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in Deutschland unerschwinglich. Das Statistische Bundesamt bezifferte die monatlichen Kosten für einen Heimplatz im Jahr 2011 je nach Pflegestufe auf 2.500 Euro bis 3.400 Euro. Unter Berücksichtigung der möglichen Zuschüsse durch die Pflegekassen entstehen so Versorgungslücken in der Pflegestufe I von 1.477 Euro, in Pflegestufe II von 1.681 Euro und in der dritten Stufe bereits von 1.968 Euro – im Monat!

Viele Rentner, Pflegebedürftige und Angehörige fliehen vor diesen finanziellen Risiken ins Ausland: So liegt die Kaufkraft einer deutschen Rente in Thailand um 70 Prozent über der bundesdeutschen, in der Türkei ist sie gar doppelt so hoch. So entstehen Bilder von abgeschobenen Pflegebedürftigen in ausländischen Heimen, die in der letzten Zeit für Furore sorgten. Vor allem sollten sie eines sein: Ein deutlicher Hinweis darauf, dass es Zeit für eine neue Ausrichtung der Pflege in Deutschland sein muss. Kein Pflegereförmchen, sondern ein großer Umbruch ist notwendig, um den Pflegenotstand umzukehren oder gar abzuwenden.

Entscheidend bleibt, dass Deutschland ohne das Ausland und insbesondere ohne seine europäischen Nachbarn nicht wird auskommen können. So wird der seit Jahren prognostizierte Arbeitskräftemangel nicht ohne fleißige polnische Betreuerinnen und Betreuer abgewendet werden können. Die osteuropäischen Kräfte sind bereits heute in der Lage sowohl die finanziellen als auch die pflegerischen Missstände für Pflegebedürftige und deren Angehörige abzumildern. So könnte der drohende Notstand nach der Bertelsmann Stiftung nach durch zwei Instrumente abgefedert werden: Zum einen sollte die Pflege durch Angehörige sowohl gestärkt als auch gefördert werden, zum anderen sollte es mehr ambulante Pflegeangebote als derzeit geben. Schon heute lassen sich beide Aspekte unter anderem durch den Einsatz von osteuropäischen Kräften in der sogenannten 24-Stunden-Betreuung verbinden und ermöglichen häufig erst dadurch den pflegewilligen Angehörigen die häusliche Pflege. „Es ist schon grotesk mit welcher Anstrengung die Politiker die akute Notlage in den Familien ignorieren“, so Werner Tigges, erster Vorsitzender des BHSB e.V.

Die Möglichkeiten und Chancen sind bereits heute vorhanden, der Zeitpunkt für eine grundlegende Wende in der deutschen Pflege ist gekommen: Die Politik müsste nur bereit sein, diese Wege auszubauen und zu gehen.

Aussender: Bundesverband der Haushaltshilfe und SeniorenBetreuung e.V. (BHSB e.V.)
Ansprechpartner: Werner Tigges
E-Mail: wtigges@bhsb.de
Tel.: +49 (30) 746 999 75
Website: www.bhsb.de

Quelle: www.pressetext.com/news/20121205013
PDF: www.pressetext.com/news/media/20121205013
Fotohinweis: Werner Tigges, 1. Vorsitzender des BHSB e.V. (c) BHSB

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