Wien (pts009/23.11.2012/10:45) – Hundert Jahre Ausbildung in der Sozialen Arbeit, zehn davon an der FH Campus Wien, sind Anlass für eine Veranstaltung am 27. November 2012 an Österreichs größter akkreditierter Fachhochschule. Seit Ilse Arlt 1912 in Wien die „Vereinigten Fachkurse für Volkspflege“ gründete, haben sich die Lebensverhältnisse der Bevölkerung massiv verändert. Vor welchen Herausforderungen Sozialarbeit und Sozialpädagogik heute stehen, diskutieren ExpertInnen beim Symposium an der FH Campus Wien.
Ilse Artl, Tochter einer großbürgerlichen Familie mit vielseitigem sozialem Engagement, erkannte früh, dass es zu wenig ist nur zu helfen „wie es das gute Herz einem sagt“. Sie gründete eine Schule und auch eine Fürsorgewissenschaft, da sie begriff dass Soziale Arbeit weit über die Hilfe im Einzelfall hinausgeht. Die Gründerin von Österreichs erster Ausbildungsstätte für Sozialarbeit und Sozialpädagogik propagierte auch die Idee, dass gesellschaftliche Rahmenbedingungen analysiert und verändert werden müssen, um soziale Not zu beseitigen.
Artls Schule musste in der Zeit des Nationalsozialismus die Pforten schließen. Drei andere, zwischen 1916 und 1970 gegründete Lehranstalten übernahmen im Laufe der Zeit die Aufgabe, kompetente Fachkräfte für Soziale Arbeit auszubilden. Aus diesen drei Ausbildungsstätten gingen 2002 schließlich die Studiengänge für Soziale Arbeit an der FH Campus Wien hervor, die mittlerweile rund 800 Studierende in Bachelor- und Masterstudien umfassen.
Barbara Bittner, Leiterin des Departments Soziales an der FH Campus Wien, berichtet von den Herausforderungen, vor denen Sozialarbeit und Sozialpädagogik heute stehen: „Auch wenn die Unterschiede zwischen Arm und Reich mit der Situation um 1900 nicht vergleichbar sind, ist Armut auch in Zukunft ein zentrales Thema der Sozialen Arbeit. Oft ist es eine Kombination mehrerer Problemlagen, aufgrund derer es Personen nicht schaffen, ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften.“
Zu den von Bittner angesprochenen Faktoren zählen etwa mangelnde Sprachkenntnisse, veraltete Qualifikationen, Alter, Behinderungen, Langzeitarbeitslosigkeit oder Suchterkrankungen. Die Aufgaben der Sozialen Arbeit reichen von der Prävention über die Betreuung und Beratung bis hin zum öffentlichen Aufzeigen von Problemen. „Auch an gesetzlichen Veränderungen arbeiten wir mit“, so Bittner. „Die Einführung des Privatkonkurses ist ein gelungenes Beispiel. Weiterhin gibt es aber Gruppen, die erst durch Strukturveränderungen den Weg aus der Armutsfalle schaffen werden. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in bildungsfernen Schichten erfordert etwa einen Ausbau der Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Unterstützungsmaßnahmen.“
Österreichische Gesellschaft für Soziale Arbeit gegründet
Um diese sozialen Fragen zu erörtern und gemeinsam zu vertreten, wird am 27. November im Zuge der Jubiläumsveranstaltung eine neue Fachgesellschaft gegründet. Die Österreichische Gesellschaft für Soziale Arbeit versteht sich als Plattform für Lehrende, ForscherInnen, Studierende und PraktikerInnen der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. Die Gründungsmitglieder sind VertreterInnen von Fachhochschulen aus mehreren Bundesländern und werden in Zukunft gemeinsam für die Anliegen der Sozialen Arbeit auftreten.
Das Symposium „100_10 Jahre Soziale Arbeit – Ausbildung und Fachlichkeit in Wien“ am Nachmittag des 27. Novembers wird von Arthur Mettinger, Rektor der FH Campus Wien, eröffnet. In Fachvorträgen analysieren die Studiengangsleiterinnen Barbara Bittner, Astrid Pennerstorfer und Elisabeth Raab-Steiner die kommenden Herausforderungen für die Ausbildung und das Berufsfeld. In elf Workshops haben die TeilnehmerInnen anschließend die Möglichkeit, gemeinsam mit ExpertInnen an aktuellen Fragestellungen zu arbeiten. Die Themen reichen von wirtschaftlichen, juristischen und klinischen Aspekten über die Professionalisierung der Freiwilligenarbeit bis hin zu „Sozialpädagogik vs. Sozialarbeit: Schlimmer als Simmering gegen Kapfenberg?“. Am Abend wird bei einem großen Fest gemeinsam auf die vergangenen und die nächsten hundert Jahre angestoßen. Das detaillierte Veranstaltungsprogramm ist unter www.fh-campuswien.ac.at abrufbar.
FH Campus Wien
Die FH Campus Wien besteht in der heutigen Form seit 2001 und erhielt den Status „Fachhoch-schule“ im Sommer 2004. Mit rund 4.000 Studierenden ist die FH Campus Wien die größte akkreditierte Fachhochschule in Österreich. In den Departments Applied Life Sciences, Technik, Bautechnik, Gesundheit, Soziales und Public Sector steht den Studierenden im Studienjahr 2012/13 ein Angebot an 47 Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Masterlehrgängen zur Auswahl. Die FH Campus Wien arbeitet insbesondere mit der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur, der Medizinischen Universität Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Technischen Universität Wien zusammen. Die Gesundheitsstudiengänge werden in Kooperation mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) geführt. Public Management wurde in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt, Tax Management mit dem Bundesministerium für Finanzen entwickelt. Zahlreiche F&E-Projekte der Studiengänge und externe Auftragsforschung werden über eigene Forschungsgesellschaften abgewickelt. Die FH Campus Wien ist mit Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Einrichtungen ebenso vernetzt wie mit Partnerschulen aus BHS und AHS.
Aussender: FH Campus Wien
Ansprechpartner: Mag.(FH) Michael Unger, BA
E-Mail: michael.unger@fh-campuswien.ac.at
Tel.: +43 1 606 68 77-6405
Website: www.fh-campuswien.ac.at
Quelle: www.pressetext.com/news/20121123009
Fotos: www.pressetext.com/news/media/20121123009
Fotohinweis: Barbara Bittner, FH Campus Wien