Wien/Innsbruck/Neulengbach (pts/19.01.2011/10:00) „Bestattung Wien heizt neue Zentrale mit Leichen“, titelt die Kronen-Zeitung. Keine Frage, dass das für Unmut in der Bevölkerung sorgt. Eine Straßenbefragung eines Radiosenders ergab, dass viele Befragte die Nutzung von Kremationsenergie „pietätlos“ oder gar „eklig“ empfinden. Dabei ist die Nutzung der Energie aus dem Krematorium nach Expertenmeinung nicht nur ethisch vertretbar, sondern auch umweltfreundlich.
„Die Bestattung Wien wird ihre neue Zentrale tatsächlich mit der Energie aus dem Krematorium heizen und wir finden das gut so. Das Krematorium der IKB in Innsbruck lässt die Verbrennungsenergie seit 1995 nicht ungenutzt.“, so Dr. Christine Pernlochner-Kügler, Chefredakteurin bei ASPETOS.
„Eklig“ ist an der Nutzung von Verbrennungsenergie gar nichts. Es ist nicht so, dass „mit Verstorbenen geheizt wird“, wie die Kronenzeitung fälschlicherweise suggeriert. Und so kommen auch keine „Verstorbenen in Heizsysteme“. Verstorbene werden auch nicht zur Warmwasser-Erzeugung verwendet. „Das ist Unsinn und erzeugt Phantasien, die der Realität nicht entsprechen“, so Pernlochner-Kügler.
Krematorien können mit verschiedenen Rohstoffen beheizt werden, in Österreich werden moderne Kremationsöfen mit Erdgas beheizt. Der tote Mensch ist selbst also kein „Heizmaterial“, es ist ein Rohstoff nötig, um im Kremationsofen Temperaturen zwischen 800 und 1100 Grad zu erzeugen. Das ist die Hitze, die notwendig ist, damit sich Sarg und Leichnam entzünden können und der Verbrennungsprozess funktioniert. Die organischen menschlichen Überreste – das ist ein Knochengranulat, auch „Asche“ genannt – werden in eine Aschenkapsel oder Urne abgefüllt. Die bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe werden durch modernste Anlagen herausgefiltert. Was aus dem Kamin eines modernen Krematoriums kommt, ist lediglich Wasserdampf.
Die durch Gas erzeugte Abwärme des Ofens, die direkt also auch nichts mit dem Leichnam zu tun hat, kann man weiternutzen. „Eklig“ sind also weder der Wasserdampf aus dem Kamin eines Krematoriums noch die Abwärme des Ofens.
Zum Thema „Pietät“:
Pietät stammt vom lateinischen Wort „pieta“ und bedeutet „Respekt den Toten gegenüber.“
Pietätloses Verhalten einem Leichnam gegenüber wäre es, ihn „respektlos“ zu behandeln. „Erdbestattung oder Feuerbestattung sind selbst weder „pietätlos“ noch „pietätvoll“. Es sind einfach die Bestattungsformen unserer Kultur. Pietätlos ist allenfalls die respektlose Behandlung eines Verstorbenen im Rahmen der Erd- oder Feuerbestattung“, betont Pernlochner-Kügler. Die modernen Krematorien in Österreich sind allerdings so gestaltet, dass sie dem „letzten Weg“ eines Menschen sehr wohl einen respektvollen Rahmen geben, sie sind keine „Entsorgungsanlagen“!
Und die Mitarbeiter in den Krematorien gehen selbstverständlich respektvoll mit den Verstorbenen um.
Allein die Tatsache, dass der Verstorbene ja nicht der Rohstoff oder das Heizmaterial ist, das die Abwärme erzeugt, erübrigt die Diskussion über die „Pietät“: „Durch Rohstoff erzeugte Abwärme ist nicht respektlos.“
Zum Thema Ethik:
Die Grundfrage der Ethik kann im Satz „Was soll man tun?“ zusammengefasst werden. Soll man also – im konkreten Fall – durch Gas erzeugte Abwärme weiternutzen oder nicht? Was spricht dagegen? – Nichts!
Warum soll man es nicht tun? Es ist nicht pietätlos oder unethisch, sofern Verstorbene während der Abläufe im Krematorium respektvoll behandelt werden. Und davon ist auszugehen.
Ethik stellt sich auch die Frage nach dem Nutzen: Grundlage für die ethische Bewertung einer Handlung ist das Nützlichkeitsprinzip, das man in folgender Forderung zusammenfassen kann: „Handle so, dass das größtmögliche Maß an Nutzen oder Glück entsteht!“ Wem schadet eine Handlung und wem nützt sie? Nützt sie mehr oder schadet sie mehr?
Was die Weiterverwendung von Kremationsabwärme angeht, so ist klar, dass es niemandem schadet, weder dem Verstorbenen, noch den Lebenden. Dafür gibt es aber einen enormen Nutzen: Energie wird genutzt und nicht verschwendet iIm Sinne der Umweltethik und im Sinne der Wirtschaftsethik könnte man sogar argumentieren, dass es ethischer ist, mit Energie sparsam umzugehen ;sie also zu nutzen und sie nicht zu verschwenden.
Link: Pietät ist … Leichen-Ethik für den Alltag www.aspetos.at
Quelle: www.krone.at/Oesterreich/Bestattung
Aussender: ASPETOS Trauerportal ARGE
Ansprechpartner: Jörg Bauer
Tel.: +43 (0) 664 411 50 93
E-Mail: bauer@11media.at
Website: www.aspetos.at
Quelle: pressetext.com/news/110119009
Fotohinweis: Krematorium Wien (Zentralfriedhof)