Wien (pts/02.03.2011/13:55) – Eine schwebende Fassade hat sie, die neue Konzernzentrale der Volksbanken AG. Der Hamburger Professor Carsten Roth ist ihr Architekt.
Mit Liebe zum klassischen Detail und Leidenschaft für Wiener Baukunst hat es der in Wien geschulte Hamburger Architekt Carsten Roth verstanden, Alt und Neu in einer trefflichen Melange zu vereinen. Die bestehenden Altbauten des Bankhauses nahe am Wiener Ring verschmelzen mit dem Neubau an der Kolingasse.
Den Neubau an vorhandenen Gründerzeitbauten zu orientieren und diese zu integrieren – ein höchstes Anliegen des Hamburger Ästheten. So ist das Bauwerk analog zu seinen historischen Nachbarn gegliedert, besitzt eine Beletage und die Fassade erzeugt ein ebenso intelligentes und abwechslungsreiches Schattenspiel wie die Gründerzeitgebäude es vorleben. Gerade im UNESCO- Weltkulturerbe-Kerngebiet Wiens ganz der Sensibilität des Standorts verpflichtet.
Das Besondere: Die schwebende Fassade des Neubaus, ermöglicht durch eine einzigartige Konstruktion. „Die Menschen, die Kunden, werden fast hineingesogen in den Bau und die Mitarbeiter genießen den freien Blick nach außen. Alles leicht und transparent – wie Bankgeschäfte sein sollen“, so Carsten Roth. Dem Architekten gelang ein weiterer baulicher Coup: Das Bankhaus hat eine eigene Skyline – diskret im Innenhof des Gebäudes. Ein architektonisches Zitat der den Hochfinanzzentren so typischen Silhouette, hier ganz unaufdringlich und dennoch markant.
Prof. Carsten Roth ist Meisterschüler von Gustav Peichl an der Akademie der bildenden Künste in Wien und brillierte bereits mit seinem Kunstspeicher für die Sammlung des jüngst verstorbenen Karl Prantl im Österreichischen Burgenland. Er ist international bekannt als Künstler und Bauwerks-Couturier gleichermaßen.
Das Gebäude als Heimstatt der Künste:
Der Künstler Otto Zitko gestaltet den Innenhof mit einem ca. 4.000 m2 großen Wandgemälde und stellt die Auflösung der Dritten Dimension im Raum dar. Die Österreichische Staatspreisträgerin Brigitte Kowanz kreierte im Foyer eine Lichtintervention: Die Installation „Unendlich/Eins, Eins/Unendlich“ fesselt den Blick des Betrachters in der Höhe. Liquid Frontiers Wien schufen eine Soziale Skulptur und ließen jeweils die 3 Lieblingsbücher der Mitarbeiter fotografieren und in den Parkräumen anordnen, damit auch dieser Raum zu einem persönlichen Ort wird – auch als Metapher für das geistige Kapital der Mitarbeiter.
Der Schriftsteller Franzobel schrieb das Theaterstück „Die Pappenheimer“ eigens für das Gebäude, welches seinen historischen Ort thematisiert. Die Uraufführung fand im Innenhof statt; das Schauspielhaus Wien führt das Stück nun im Programm. Die Künstlerin Eva Schlegel verwandte den Text des Theaterstücks für ihre Textintervention: Vom obersten Stockwerk bis zum Erdgeschoss auf Glastüren und Trennwänden aufgebracht durchzieht der Text sein Haus.
Die Kunstsammlung der Volksbank AG – Investkredit mit österreichischer Kunst der 1960er bis heute inspiriert in jedem Stockwerk.
Über Carsten Roth:
Geboren 1958, studiert er an der Technischen Universität Braunschweig und der Akademie der bildenden Künste in Wien, in den USA am Virginia Polytechnic Institute in Blacksburg und Alexandria – hier mit Schwerpunkt Tageslichtführung im architektonischen Raum. Er gründet 1987 ein eigenes Atelier in Hamburg. Hier wird jedes Bauvorhaben entworfen, detailliert und ausgeschrieben, auch die Bauleitung erfolgt im Büro. Von 1998 bis 1999 Gastprofessor an der Gesamthochschule Kassel im Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion. Seit 2003 Universitätsprofessor am Institut für Baukonstruktionen und Industriebau der TU Braunschweig. 2002 wird ihm der Kritikerpreis im Bereich Architektur des Verbands der deutschen Kritiker e. V. verliehen. Carsten Roth erhält 2010 den 1. Preis des Bundes Deutscher Architekten Hamburg und der Architekten- und Ingenieursverein verleiht seinem Entwurf den Titel „Bauwerk des Jahres“. Univ. Prof. Carsten Roth lebt und arbeitet in Hamburg.
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