Wien (pts/23.03.2011/17:27) – Enthüllungsjournalisten der britischen „Sunday Times“ entlarvten den EU-Abgeordneten Ernst Strasser als Lobbyisten, der sich angeblich bereit zeigte, gegen Bezahlung Gesetzesvorschläge einzubringen. Strassers Verteidigung: Er sei nur scheinbar auf das Angebot eingegangen, um Beweise zu sammeln. Lüge oder Wahrheit? Vernehmungsspezialisten haben es mit kleinen Gaunereien und großen Kriminaldramen, mit Wirtschaftskriminalität und Mordfällen zu tun. Wie sieht ihre Arbeit tatsächlich aus? Wie finden sie heraus, wer lügt und wer die Wahrheit sagt? Und was bewegt einen Verbrecher zu gestehen?
Zwischen CSI Miami und Meidlinger Wachstube
Jack Unterweger war in den Verhören kaum zu knacken – er zog es vor zu schweigen und konnte letzlich nicht durch ein Geständnis, sondern durch Indizienbeweise überführt werden. Andere Verbrecher sind da schon gespächiger, wie der Autoeinbrecher, der im Zuge eines langen Verhörs nicht nur die ihm vorgeworfene, sondern in einer Art „Lebensbeichte“ weitere 400 Taten gestand. Auch die „Lainzer Mordschwestern“ machten es den Kriminalisten leicht, indem sie ein umfassendes Geständnis ablegten. Vor dem Fernseher sind wir ständig Zeugen von Polizeiverhören, rätseln, wer der Täter ist und bewundern die Arbeit der Kriminalisten. Wie es in der Realität zugeht, schildern Maximilian Edelbacher, ehemaliger Leiter des Wiener Sicherheitsbüros und Chef der Mordkommission, und Georg Herrnstadt, Spezialist für Fragetechniken und Vernehmungen, in ihrem neuen Buch „Sie haben das Recht zu schweigen – Wie Lügner überführt werden“ (erschienen im März 2011 im Goldegg Verlag).
Die Furcht des Gejagten vor dem Jäger
Ob Gelegenheitsdieb, Zeuge eines Verbrechens oder eiskalter Mörder: Mit Wutausbrüchen, Einschüchterungen oder Drohungen ist bei Befragungen kaum etwas zu erreichen, vielmehr braucht es Einfühlungsvermögen, eine gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis. Die hohe Kunst der Vernehmung und damit der Wahrheitserforschung erfordert angewandte Psychologie und Professionalität des Fragenden, so Max Edelbacher: „Bei einer Einvernahme darf ich mein Gegenüber nicht mit Fragen bombardieren oder meine Macht ausspielen. Ich muss dem anderen das Gefühl geben, dass er sicher ist und ihm aufmerksam zuhören. Begegne ich ihm mit Respekt, komme ich eher an mein Ziel.“
Ziel eines Verhörs ist es, Zusammenhänge zu verstehen, Lügen zu entlarven und dadurch die Wahrheit herauszufinden. Weniger abgebrühte Verbrecher als Udo Proksch, der sich bei Verhören gerne selbst inszenierte und redete wie ein Wasserfall, zu den ihm vorgeworfenen Tatbeständen jedoch nichts sagte, machen früher oder später eine Aussage. Echte „Steherqualität“ zeigen nur wenige, denn Menschen haben ein natürliches Mitteilungsbedürfnis, erzählen gerne von ihren Erfolgen – auch wenn es sich um Straftaten handelt – oder wollen ihr Gewissen erleichtern. Der ständige Zustand der Angst, dass das Geheimnis entdeckt wird, führt zu einem Geständniszwang, um den quälenden Zustand zu beenden. Allerdings gehört jede Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft, denn auch falsche Geständnisse, etwa aus Rache oder um eine Person zu schützen, kommen vor. Ein professioneller Vernehmungsspezialist steigt in ein Gespräch mit neutralen, unverfänglichen Themen wie Beruf oder Familie ein, um die Verhaltensmuster des Befragten kennenzulernen und Vertrauen herzustellen. Weicht das Verhalten stark ab, sobald belastende Fragen gestellt werden, liegt es nahe, dass der Vernommene lügt. Jetzt wird nachgebohrt und darauf geachtet, ob Ungereimtheiten auftauchen oder ungewöhnliche Nervosität zu erkennen ist.
„Ich bin unschuldig“ – Lüge oder Wahrheit?
Sind an einer Tat mehrere Täter beteiligt, lassen sich durch Kontrollfragen Widersprüche in den Aussagen besonders gut erkennen, berichtet der Autor und Experte für Fragetechniken Georg Herrnstadt: „Die Beteiligten können sich gar nicht so perfekt absprechen, dass ihre erfundene Geschichte bis ins kleinste Detail funktioniert, sie klingt daher holprig und konstruiert. Schildert jemand ein tatsächlich erlebtes Ereignis, können wir das an seinem verbalen und nonverbalen Ausdruck erkennen. Die Erzählung wirkt lebendiger, der Beschuldigte verwendet mehr die direkte Rede sowie das Wort ‚ich‘ und sein Gefühlsausdruck wirkt insgesamt authentischer.“
Beinahe alle verlässlichen Glaubwürdigkeitsmerkmale betreffen die Sprache und die Stimme und weniger körperliche Signale wie Erröten, Unruhe oder Schwitzen – aufmerksames Zuhören und Beobachten sind bei der Wahrheitsfindung also die wichtigsten Grundlagen. Doch auch ein Verhörprofi darf sich von seiner eigenen Wahrnehmung nicht täuschen lassen, denn auch er ist vor Fehleinschätzungen und Vorurteilen nicht gefeit und kann in die „Halo-Effekt“-Falle tappen: Wir neigen dazu, einer Eigenschaft oder Verhaltensweise so viel Bedeutung zu geben, dass wir alle anderen ebenfalls in diese Richtung interpretieren. Ein verdächtigter Dieb, der sich vorsichtig umblickt, wird noch verdächtiger. Der wahre Profi stellt somit immer eine Gegenthese auf, um die Unschuld zu beweisen; erst wenn sie nicht widerlegt werden kann, scheint an den Vorwürfen wirklich etwas dran zu sein.
Die Autoren stehen für Interviews zur Verfügung.
Sie haben das Recht zu schweigen – Wie Lügner überführt werden
Max Edelbacher/Georg Herrnstadt – ISBN 978-3-902729-26-2, Hardcover, 352 Seiten
22,00 EUR [A]; 21,40 EUR [D]; 28,06 CHF UVP, erschienen im März 2011 im Goldegg Verlag
Presserückfragen, Rezensionsexemplare, Interviewanfragen, Mag. Maria Schlager, Tel. +43 1 505 43 76-46 Fax -20, Mobil +43 699 1440 4445, maria.schlager@goldegg-verlag.at , Goldegg Verlag GmbH, Mommsengasse 4, 1040 Wien, www.goldegg-verlag.at
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Quelle: pressetext.com/news/110323022
Fotohinweis: „Sie haben das Recht zu schweigen“ (c) Goldegg Verlag